Vorgestellt

Mich, B. E.

Mich wurde am 12. Juni 1960 um 6 Uhr und 12 Minuten in Polling bei Raisting bei Weilheim bei München geboren. Der schmächtige Knabe erhielt von seinen Eltern die klangvollen Vornamen Benedikt und Emeran, die bald im täglichen Sprachgebrauch der Geschwister und Freunde zum bis heute gebräuchlichen B. E. abgeschliffen wurden. Schon in jungen Jahren machte ihn der Vater mit den Faust-Mythen bekannt und führte ihn zu Plätzen im Dorf, die sich in Thomas Manns „Doktor Faustus“ als Handlungsorte wiedererkennen lassen. Diese bürgerlich dekadente Version des Faust-Stoffes war Mich nie recht sympathisch und so wandte er sich später anderen Dichtern und Schriftstellern zu. Heute beschäftigt er sich mit deutschen Gegenwartsautoren wie Michael Ebmeyer, Andreas Maier, Juli Zeh oder den österreichischen Talenten Josef Winkler und Walter Kappacher.

Da sich Benedikt Emeran schon bald als musikalisches Kind erwies, ließen ihn die Eltern in das Musikgymnasium Roth an der Roth einschulen und folgerichtig besuchte er nach Vollendung der Schullaufbahn zunächst die Musikhochschule „Carl Orff“ in Murnau; dort machte er auch Bekanntschaft mit der Malerschule „Blauer Reiter“, deren Werke ihn seitdem in verschiedenster Form durch den Alltag begleiten. Als er sich selbst für eine musikalische Berufslaufbahn für nicht talentiert genug einstufte, schloss er dem unvollendeten Studium eine Ausbildung zum Diplom-Bibliother (FH) in Stuttgart an und hospitierte nach erfolgreichem Abschluss unter anderem an der Library of Congress und der Österreichischen Nationalbibliothek.

Heute ist Mich beruflich freischaffender Reference Librarian, sozusagen ein Feuerwehrmann der bibliothekarischen Auskunftsdienste. Das führte ihn schon in alle Teile der erschlossenen Welt. Darüber hinaus arbeitet er als Publizist, Rezensent und Reisender. Protokolle von seinen zahlreichen Exkursen und Exkursionen hat R. Eferenz Werk in dem eindrucksvollen „Per Anhalter durch das bibliographische Universum“. – Nachschlager, 2008, zu einer bibliographisch-biographischen Reisebeschreibung verdichtet.

Die lange und gründliche musikalische Ausbildung kommt ihm bis heute auf seinen ausgedehnten bibliothekarischen Unternehmungen zugute, da seine Auftritte als Straßenmusiker in aller Welt zur Finanzierung seiner Reisen beitragen. Allerdings verhinderte dieses jahrelange Vagabundieren eine feste, ehegemäße oder eheähnliche Bindung. B. E. Mich ist ledig, kinderlos und hat seinen nur wenige Wochen im Jahr benötigten festen Wohnsitz in München-Bogenhausen, von dort erreicht er nach einem kurzen Spaziergang durch das Grün des Englischen Garten die Bayerische Staatsbibliothek. Seine großzügige Dreiraumwohnung ist mit Werken zeitgenössischer europäischer Dichter und Schriftsteller gefüllt, freie Wände sind mit Reproduktionen von Werken der Blaue-Reiter-Künstler geschmückt. Wenn er sich in seiner Wahlheimat aufhält, unterstützt er gerne das Valentin-Musäum. Bei seinen sehr beliebten, weil originell gestalteten Führungen, mit gelegentlich eingestreuten Valentinaden, bringt er den Besuchern Leben, Werk und Denken des großen Münchener Volkssängers und -schauspielers näher.

Die Bilder der Blaue-Reiter-Gruppe begleiten B. E. Mich seit vielen Jahren. Hier „Der blaue See“ von Gabriele Münter.

2 Gedanken zu „Vorgestellt

  1. Müssen wir uns B.E. Mich vielleicht so vorstellen?: “ Mitte vierzig, gedrungen, mit hellbraunem Haar und einer entschuldigenden Art, als wäre ihm nur allzu bewußt, dass seine besten Jahre hinter ihm lagen. Er trug ein verknittertes Leinensakko, ein bißchen wie ein Bibliothekar, und eine alte Krawatte mit Schottenkaros.“ (Aus: John le Carre, Marionetten, Berlin: Ullstein, 2008)

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