Besessen – Possessed!

Das abenteuerliche Leben der Elif Batuman mit russischer Literatur

Ist das wirklich ein Buch über russische Literatur? Jein. Die kommt schon vor, meist in Gestalt längst toter russischer Schriftsteller. Es ist aber keine systematische Abhandlung irgendwelcher Epochen und schon gar keine russische Literaturgeschichte. Eigentlich sind es Geschichten, die erzählt werden. Von Elif Batuman, einer jungen, von Bildungshunger und Fernweh angespornten Autorin, die so gerne einen Roman schreiben möchte, was ihr vorerst nicht gelingt, dafür eines der originellsten und leserfreundlichsten Bücher über Literatur und Menschen die sich damit beschäftigen

Elif Batuman stammt aus einer türkischen Familie und wurde 1977 in New York geboren. Sie studierte vergleichende Literaturwissenschaft in Stanford, wo sie auch promovierte. Die begabte Wissenschaftlerin erhielt mehrere Stipendien, u. a. auch Reisestipendien, die wesentlich zur Entstehung ihrer ersten nun auch auf deutsch vorliegenden Mongraphie beigetragen haben.

Im Oktober war die Autorin zwei Tage in Frankfurt zu Gast, um auf der Buchmesse ihre Neuerscheinung zu präsentieren. Der Messe- und Medienrummel war für sie sichtlich neu und überraschend. Überraschend war auch, wie stark das Interesse an ihr und ihrem Buch im deutschsprachigen Raum ausfällt. Nach Frankfurt besuchte sie noch Zürich. Eingeladen von ihrem Verlag Kein & Aber, der so mutig war dieses ungewöhnliche Buch von Renate Orth-Guttmann ins Deutsche übersetzen zu lassen und im September diesen Jahres auf den Markt zu bringen. Das amerikanische Original erschien bereits im Februar 2010 bei Farrar, Straus and Giroux in New York.

Elif Batuman ist derzeit “Writer-in-Residence” an der Koç Universität in Istanbul. Erlebnisse mit dem Erfolg ihres Erstlings im englischsprachigen Raum hat sie in dem Artikel “Life after a Bestseller” verarbeitet (Guardian, 21. April 2011). Ihre neueste Arbeit ist wohl schon ein erstes Ergebnis des Türkei-Aufenthalts. “Natural Histories: A Journey in the Shadow of Arrat” erschien am 24. Oktober in der renommierten Literatur-Zeitschrift “New Yorker”. Offensichtlich ist die Schriftstellerin auf gutem Weg nicht nur geographische Regionen, sondern auch literarische und geistige Räume, neu zu entdecken und für uns mit ihrer ansteckenden Begeisterung zu beschreiben.

“Die Besessenen. Abenteuer mit russischen Büchern und ihren Lesern” besteht aus mehreren von einander unabhängigen Themenblöcken. Nach einer längeren Einleitung beginnt es mit Betrachtungen über Isaak Babel. Was zunächst nur ein Bericht über eine wissenschaftliche Konferenz ist, wird bei Elif Batuman zum kulturgeschichtlichen Panorama, gespickt mit zahlreichen Details über den nicht mehr sehr bekannten Dichter, der nur ein schmales Werk hinterlassen konnte. Man staunt, was aus einer so simpel erscheinenden Berichtslage werden kann, wenn Elif Batuman darüber schreibt, wohin uns ihre Sätze mitnehmen, wie weit wir uns zwischendurch vom Ausgangspunkt entfernen und wie sie uns mit sicherer Feder am Ende wieder zum Thema zurückführt.

Einen weiteren größeren Block bildet die launische Beschreibung einer Zusammenkunft von Tolstoi-Experten, die sich zu einem viertägigen Kongress auf Jasnaja Poljana trafen, “dem Gut, auf dem Tolstoi geboren wurde, wo er fast sein ganzes Leben verbrachte, wo er ‚Krieg und Frieden‘  und ‚Anna Karnenina‘ schrieb und wo er begraben ist.” Breiten Raum nahmen auf der Veranstaltung Spekulationen über Tolstois Tod ein. Vielerlei Verschwörungs-Theorien mündeten immer wieder in die Frage, die dem Kapitel in Batumans Buch den Titel gab: “Wer hat Tolstoi umgebracht?”

Ein umfangreicher, stark biographisch gefärbert Teil des immerhin 386 Seiten starken Buches wurde, in drei Kapitel aufgeteilt, zwischen andere Abschnitte eingefügt. Darin erzählt Elif Batuman von ihrem ersten längeren Auslandsaufenthalt zu Studienzwecken. Zusammen mit ihrem damaligen Freund, hatte es sie durch allerhand kuriose Umstände und Zufälle nach Samarkand verschlagen. Da bei Land und Leuten in der zweitgrößten Stadt des zentralasiatischen Usbekistan die Literatur nicht unbedingt eine Hauptrolle spielt, außerdem Alltag und Arbeit wenig poetisch sind, geriet die Exkursion überwiegend zu einer intensiven Phase der Persönlichkeitsentwicklung der damals noch zukünftigen Autorin und aus diesen Passagen des Buches wurde ein kleiner Entwicklungsroman.

Wir Leser begleiten Wilhelmine Meister-Batuman auf ihrer Suche nach Wegen zum Künstlertum. Sie würde so gerne einen Roman schreiben. Was nun vorliegt ist zwar kein Roman und dennoch oder gerade deswegen ein gelungenes Werk. Ein Buch, dass auch davon berichtet, warum es mit dem Roman zunächst einmal nichts wurde und letztlich eine ganz andere Literaturform herauskam. Welche eigentlich? Das spielt keine Rolle. Hauptsache das Ergebnis gefällt uns. Elif Batuman lässt uns teilhaben an dem Entwicklungsprozess, den sie in der asiatischen Steppe durchlebte. Es war für die junge Frau eine wichtige, ja entscheidende Lebensstufe, “… auch wenn ich gewisse Hemmungen habe zu sagen, dass das, was in Samarkand endete, meine Jugend war …”

Über weite Strecken lebt “Die Besessenen” vom Enthusiasmus der Autorin und ihrer Fähigkeit diesen an ihre Leser weiterzugeben. Ihr phantasievoller und anekdotenreicher Stil erinnert nicht zufällig an orientalische Erzählweisen. Darüber hinaus zeichnet er sich durch Witz, Selbstironie und Tempo aus. Wir Leser können dabei gut folgen, ohne jedes literaturgeschichtliche- oder -theoretische Detail verstehen zu müssen.

2005 veröffentlichte die damals noch neue New Yorker Kulturzeitschrift “n+1” die erste für eine breitere Öffentlichkeit gedachte Arbeit von Elif Batuman. “Und niemand der Elif Batuman’s ersten Artikel gelesen hat, wird ihn je wieder vergessen”, schrieb ein elektrisierter amerikanischer Kritiker. Es ist jener Aufsatz, aus dem später das Kapitel über Isaak Babel wurde. Schnell war klar, dass man es hier mit einer außergewöhnlichen Schreib-Begabung zu tun hatte. Erste Vergleiche mit der jungen Susan Sontag wurden gewagt.

Man ist erstaunt, dass sich eine hochveranlagte junge Frau mit Dichtern beschäftigt die seit 100 oder 200 Jahren tot sind und nicht unbedingt im Fokus us-amerikanischen Wissenschafts-Interesses stehen. Aber Elif Batuman gehört eben auch zu Jenen, die ihrem Buch den Titel gaben: den “Besessenen”. Damit ist hier nichts krankhaft Übersteigertes gemeint, sondern lustvolle Begeisterungsfähigkeit, anhaltende Leidenschaft mit Kenntnis und Wissen gepaart, für nicht ganz alltägliche Gegenstände. Es gibt von diesen Menschen nicht eben Massen auf unserem Planeten. Aber immer noch und immer wieder zahlreiche Leser, Wissenschaftler, Buchmenschen, Literaten, die ihren Passionen ein Leben lang intensiv nachgehen. Jetzt haben sie eine in ihren Reihen, die ganz wunderbar, humorvoll und klug darüber schreiben kann.

Eines muss ich noch gestehen. Bereits nach einem ersten Reinblättern und Anlesen war entschieden, dass ich das Buch kaufen und lesen würde. Weil es mit diesen Sätzen beginnt:

“In Thomas Manns Zauberberg kommt ein junger Mann namens Hans Castorp in ein Schweizer Sanatorium, um seinem schwindsüchtigen Cousin drei Wochen Gesellschaft zu leisten … So komplex das Buch auch ist – seine zentrale Fragestellung ist sehr einfach: Wie kommt es, dass jemand, der nicht selbst die Schwindsucht hat, sieben Jahre in einer Lungenheilanstalt verbringt?” Und Elif Batuman fragt sich, wie es ihr widerfahren konnte, dass sie sieben Jahre am Fachbereich Vergleichende Literaturwissenschaften in Stanford verbrachte. Und kommt zu dem Schluss, dass es wie bei Hans Castorp “eine Geschichte der Liebe und der Begeisterung für alles Russische” war.

Das konnte ich sofort verstehen, und kam an diesem Buch einer jungen amerikanischen Autorin und Wissenschaftlerin mit türkischen Wurzeln, ausgeprägter Russophilie und ihrer intelligent-munteren Ausruckskraft nicht mehr vorbei.

Batuman, Elif: Die Besessenen. Abenteuer mit russischen Büchern und ihren Lesern. Zürich : Kein & Aber, 2011. Euro 22,90

Spät-Lese (1)

 
(Die =conlibri= Spät-Lese: Reife Bücher aus älteren Jahrgängen. Erstmals, neu oder wieder gelesen.)

Anna Karenina von Leo (Lew) Tolstoi

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Warum jetzt?

„Das Element der Epik mit seiner rollenden Weite, seinem Hauch von Anfänglichkeit und Lebenswürze, seinem breit rauschenden Rhythmus, seiner beschäftigten Monotonie – wie gleicht es dem Meere, wie gleicht ihm das Meere! Es ist das homerische Element, das ich meine, das Ewig-Erzählerische als Kunst-Natur, als naive Großartigkeit, Körperlichkeit, Gegenständlichkeit, unsterbliche Gesundheit, unsterblicher Realismus.“

Wie Thomas Mann fasziniert mich die epische Erzählform in Gestalt umfangreicher Romane; sie sind nahezu alltägliches Zentrum meines Schmökerns, Lesens und Studierens. Thomas Mann selbst habe ich nicht nur besonders oft und intensiv gelesen, ich folge auch bereitwillig seinen Spuren, Quellen und Hinweisen. So habe ich seine norwegischen Vorbilder Alexander Lange Kielland und Jonas Lie entdeckt, so folgte ich auch seiner Wahrnehmung der beiden großen russischen Schriftsteller Dostojewski und Tolstoi.

Das war und ist nicht immer leicht. Bei „Krieg und Frieden“ war nach zwei Dritteln der Textmasse erst einmal Schluss. Ich scheiterte an den vorausgesetzten militärgeschichtlichen Kenntnissen und dem ganzen rabiaten Schlachtengetümmel. Nun also „Anna Karenina“.

In der letzten Zeit waren die neuen zeitgemäßen Übersetzungen von Werken Dostojewskis und Tolstois sehr im Gespräch. Den Anfang machte vor einigen Jahren die inzwischen leider verstorbene Swetlana Geier mit Dostojewski. Für ihre Neuübertragung von Tolstois „Krieg und Frieden“ bekam Barbara Conrad im März diesen Jahres den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Übersetzung verliehen, verbunden mit viel Beifall und Anerkennung.

Ebenso hätte man Rosemarie Tietze auszeichnen können. Von ihr stammt die aktuellste deutsche Version der „Anna Karenina“. Drei Jahre hat sie ausschließlich daran gearbeitet. In die Hand kam mir diese Ausgabe in einer Bibliothek eher zufällig, doch nach neugierigem Anlesen blieb ich bald hängen. Diese Übersetzung ist wohl das, was man „frisch“ nennt und mich als Leser nicht mehr unterscheiden lässt, ob Faszination und Genuss der Lektüre Autor oder Übersetzerin zu verdanken sind. Rosemarie Tietze versteht es offensichtlich in ganz einmaliger Weise, in zwei Sprachen literarisch zu denken und zu schreiben. So kommt es, dass man einen 135 Jahre alten Roman nicht mehr beiseite legen kann.

Das Leben des Autors

Lew Nikolajewitsch Graf Tolstoiin Deutschland meist: Leo Tolstoi – wurde am 9. September 1828 auf dem etwa 200 Kilometer südlich von Moskau gelegenen Gut Jasnaja Poljana geboren. Nach dem frühen Tod der Eltern lebte er bei einer Tante in Kazan, wo er auch von 1844 bis 1847 orientalische Sprachen und Jura studierte. Dem Studium folgte ein fünfjähriger Militärdienst. Tolstoi nahm u. a. an Kampfhandlungen im Kaukasus und auf der Krim teil. Auslandsreisen in den Jahren 1857 bis 1861 führten ihn nach Italien, Deutschland, Frankreich und England.

Tolstoi auf einem Gemälde von Ilja Jefimowitsch Repin (1887)

1862 heiratete Tolstoi Sofija Andreeva Bers und lies sich auf dem ererbten Landgut nieder. Die großen Romane „Krieg und Frieden“ und „Anna Karenina“ schrieb er zwischen 1864 und 1876. Die Literaturwissenschaft nennt ihn einen typischen Vertreter des psychologischen Realismus. Sein Erzählwerk zeichnet sich durch anschauliche und detaillierte Darstellung von Menschen und Natur aus. Seine Gattin hatte selbst breit gefächerte künstlerische Veranlagungen, die sie jedoch als Mutter von 13 Kindern und engste Mitarbeiterin ihres Mannes lange zurückstellen musste. Heute können wir auch von ihr Literarisches lesen. Zuletzt erschien in einer Neuausgabe „Kreuzersonate / Eine Frage der Schuld“, eine Art Gegenentwurf zu einem der bekanntesten Werke ihres Mannes. Doch ohne die geduldige Unterstützung Sofija Tolstojas wären die monumentalen Romane Leos wohl kaum entstanden.

Leo Tolstois Werk hatte seine Quellen u. a. in der Ethik und der Aufklärung des mitteleuropäischen 19. Jahrhunderts. Vor allem die Ideen Rousseaus beeinflussten sein Denken und Schreiben stark. Sie führten auch dazu, dass er sich im Laufe seines Lebens vom feudal-patriarchalischen Großgrund-Besitzer zum humanistisch-christlich motivierten Sozialreformer und zu einem Kritiker kirchlicher und staatlicher Autoritäten wandelte. Er setzte sich besonders gegen die Leibeigenschaft und für die unteren Stände des zaristischen russischen Gemeinwesens ein.

Durch Aufgabe eigener Besitzansprüche im Alter, die sich auch auf die Rechte an seinem umfangreichen und einträglichen Werk erstreckte, geriet er mit seinen Angehörigen in Konflikt. Im letzten Lebensjahr verließ er daher das heimatliche Gut und die Familie, um in asketischer Einsamkeit zu leben. Am 20. November 1910 starb er in Astapovo. Seine Beerdigung wurde zu einem großen gesellschaftlichen Ereignis. Mehrere tausend Menschen folgten dem Trauerzug.

Die Geschichte des Werks

Im 18. Und 19. Jahrhundert war es üblich selbst umfangreiche Werke zunächst in Fortsetzungen in literarischen Blättern zu veröffentlichen, die sich zu dieser Zeit eines breiten Interesses der gebildeten Schichten erfreuten. Aber auch Erstveröffentlichungen in populären Zeitschriften waren durchaus nicht ungewöhnlich. Gedruckte und gebundene Bücher waren teuer, das Publikum, das als Käufer dafür in Frage kam, noch sehr begrenzt.

„Anna Karenina“ erschien von 1875 bis 1877 erstmals in der Zeitschrift „Russkji vestnik“. Die erste Buchausgabe, die anschließend in einem Moskauer Verlag herauskam, bestand aus drei Bänden. Die erste deutsche Übersetzung war von Paul Wilhelm Graff und erschien 1885 bei Wilhelmi in Berlin. Die aktuellsten Übersetzungen in deutscher Sprache stammen von Hermann Asemissen (Aufbau und Insel), Fred Ottow (bei dtv) und eben Rosemarie Tietze, deren Arbeit zu diesem Artikel anregte.

Das Werk wurde seit seinem Erscheinen unzählige Male rezensiert und kommentiert. Eine Bibliographie der Sekundärliteratur wäre kaum noch überschaubar. Bis heute ist „Anna Karenina“ Gegenstand vieler populärer und wissenschaftlicher Abhandlungen, die dieses weltliterarische Ereignis aus den verschiedensten Blickwinkeln untersuchen. Zu den bedeutendsten und sprachlich eindrucksvollsten Reaktionen zählt zweifellos der 1939 erschienene Aufsatz von Thomas Mann, aus dem auch das Eingangszitat stammt.

Der Inhalt

Vereinfacht könnte man die Handlung darauf reduzieren, dass eine Frau fremdgeht, ihre Familie verlässt und damit sich und einige andere Beteiligte in großes Unglück stürzt. Über die ganze epische Breite betrachtet, ist es die Geschichte dreier russischer Familien von unterschiedlichem Stand, vor dem Hintergrund des feudalen zaristischen Russland der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die scheiternde Beziehung der Karenins auf der einen und die hinlänglich gelungene Ehe Kittys mit Lewin auf der anderen Seite, bilden die wichtigsten gegensätzlichen Handlungspole.

Eines der zentralen Themen des Romans ist die Rolle der Frau in einer hierarchisch und patriarchalisch strukturierten Gesellschaft. Die Verankerung der Menschen in Glauben und Kirche festigte die Verhältnisse. Gleichzeitig machten sich jedoch immer stärkere Veränderungen der Moralvorstellungen bemerkbar. Zudem sorgte die innovative wirtschaftliche und technologische Dynamik für Umwälzungen, denen die Menschen zunächst nicht gewachsen waren. Daraus resultierende politische, soziale und religiöse Konflikte sorgen im Buch für Spannung erzeugende unterschiedliche Einstellungen und Lebensentwürfe der Protagonisten. Große Romane, wie Flauberts „Madame Bovery“ und Fontanes „Effi Briest“, die aus dem gleichen Zeitraum stammen, setzen sich ebenfalls mit solchen Grundfragen auseinander.

Höhepunkte und Schwierigkeiten

Ein Höhepunkt ist gleich der erste, berühmt gewordene und oft zitierte Satz: „Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich.“  Danach jede der über 1200 Seiten. Dieser heute allgemein bekannte Anfang wurde übrigens erst später vorangestellt. Der erste Satz den Tolstoi in der handschriftlichen Erstfassung niederschrieb, hieß: “Im Hause der Oblonskis herrschte große Verwirrung.” Schwierigkeiten bereiten – wie häufig in russischen Werken – die Vielzahl handelnder Personen, sowie die russischen Personen- und Familiennamen. Es ist außerdem nicht einfach den Überblick über die verzweigten Verwandtschafts, Dienst- und Freundschafts-Verhältnisse zu behalten.

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Tolstoi, Lew: Anna Karenina. Übersetzt und kommentiert von Rosemarie Tietze. – Hanser, 2009. Euro 39,90

Im Mai erscheint eine Taschenbuch-Ausgabe bei dtv (Euro 16,90)